Bonzen und Barrieren

Ich danke den Mitarbeitern des DDR-Museums, dass sie mir am 15. März 2007 so realistisch den DDR-Alltag gezeigt haben.

Ich wollte mal spontan, fast nebenher und ohne große Umstände das DDR-Museum besuchen. Jedoch: im E-l-e-k-t-r-o-Rollstuhl!

Das Museum ist nicht mal ein Jahr alt. Zwei Treppen mit einer steilen Spur für Kinderwagen führen hinunter zum Eingang. Mit meiner Assistentin, die in der DDR groß geworden ist und vor nichts zurückschreckt, bin ich trotz ziemlicher Bangigkeit meinerseits gaaaanz langsam und vorsichtig runter gefahren. Hurra, Genossen, geschafft!

Zu früh gefreut. Drinnen gab‘s noch eine Treppe. Wo ist der Fahrstuhl?

Die Dame an der Kasse, unfreundlich, desinteressiert und abweisend, kommentierte sofort: „Wir können sie heute nicht reinlassen, wir erwarten einen hohen Besuch.“

„Ja aber, aber… ich will doch auch rein. Ich werde mir auch eine Visa… pardon… Eintrittskarte kaufen!“ flehte ich sie an. Ich schaute neidisch auf die vielen Fußgänger, die sich die Exponate ansehen durften.

Außerdem, sagte sie, gäbe es noch ein weiteres Problem: der Weg vom Fahrstuhl ins Museum führe durchs Lager. Soso…durchs L-A-G-E-R Und das sei gerade zugestellt. Aber es passe ja sowieso nicht. „Wir erwarten einen hohen Besuch. Sie hätten sich anmelden müssen!“ „Verdammt noch mal, ich bin ein freier Mensch! Ich will doch wie jeder Andere auch nur einfach ein Museum besuchen! Ich will den Geschäftsführer sprechen!“

„Geht nicht“, sagte gelassen die Dame. „Er ist mit dem hohen Besuch beschäftigt. Kommen Sie doch morgen wieder.“
„Morgen habe ich aber was anderes vor.“
„Tja“, sagte sie gleichgültig.
Wieder oben auf der Straße stand ich frustriert da und wusste nicht, was ich machen soll. Mein erster Gedanke war, den Rolli mit Plakaten zu umkleben: WEGEN DER BONZEN DARF ICH NICHT INS MUSEUM!

Aber dann hab ich mich beruhigt. Und das Wetter war ja so schön… Unter die Panzer wollte ich mich dann doch nicht werfen.

DDR Museum Berlin
Spreepromenade an der Liebknechtbrücke,
K. Liebknecht-Str. 1, 10178 Berlin, Tel.: 847123731

Öffnungszeiten:
Montag – Sonntag 10.00 bis 20.00,
Samstag 10.00 bis 22.00

Viktor Eisele

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