Zwei Tote

Seit Erscheinen der letzten Ausgabe unserer Zeitung – das ist leider über
ein Jahr her – sind zwei wichtige Frauen der Behindertenbewegung gestorben,
die auch hier veröffentlicht haben:
Ursula Eggli am 2. Mai 2008 im Alter von 63 Jahren und Harriet McBryde
Johnson am 4. Juni 2008 im Alter von 50 Jahren.
In unserer dritten Ausgabe veröffentlichten wir einen Artikel von Harriet McBryde Johnson aus dem Jahr 2002, in welchem sie an ihrem Beispiel (sie war hochgradig auf Pflege und Assistenz angewiesen) darlegt, welch hohe Qualität ein Leben mit einer schweren Behinderung haben kann. Sie war über die USA hinaus bekannt, weil sie vehement gegen Sterbehilfe und Euthanasie Stellung bezog. Ironischerweise erschien zu ihrem Tod ein Nachruf in der New York Times, verfasst von Peter Singer, der Gallionsfigur der Euthanasiebefürworter. Sie hatte sich hier mit ihm zuvor ein Duell geliefert und so wurde er gefragt, ob er zu ihrem Tod etwas schreiben wolle.
Von Ursula Eggli veröffentlichten wir in unserer ersten Ausgabe 2007 einen Auszug aus ihrem bereits 1977 erschienenen Tagebuch „Herz im Korsett“, in welchem sie beschrieb, wie sie sich als damals junge Frau mit Behinderung fühlte. Auch nach 30 Jahren hat es kaum an Aktualität eingebüßt. Ihr Leben lang war sie eine zentrale Figur der emanzipatorischen Behindertenbewegung im deutschsprachigen Raum. Sie machte nie einen Hehl daraus, dass sie aktive Sterbehilfe befürwortete und deutete in den letzten Jahren auch immer stärker an, dass sie diese in Anspruch nehmen wolle. Ihr Engel war gnädig und ließ sie eher sterben als geplant.

Matthias Vernaldi

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