Brief an einen Leser

An: Magnus Klaue
c/o KONKRET
Postfach 50 04 09
22704 Hamburg

Mensch Magnus, alte Wundertüte,
biste doch einer von uns! Schön, dass Du Deine Diagnose: „Schwere und mehrfache Rechercheschwäche“ öffentlich machen konntest. KONKRET hat sich in Nr. 3/2014 offenbar Deiner Inklusion verschrieben und Dir, Magnus Klaue, dafür ein Heim geboten. Dein übergriffiges Verhalten musst Du aber etwas in Griff bekommen. Als erfahrene Krüppel sind wir zwar gewohnt, erst ungefragt umarmt und dann (bestenfalls) als Projektionsflächen missbraucht zu werden. Leider müffelt Dein Eau d‘Emanzipation etwas streng.

Erst bringst Du mondkalb gegen jene in Anschlag, die Du für die saudummen Kritiker_innen des Ableismus hältst.

Uns etwas weniger dummen KritikerInnen gestehst Du zu: Der „Idee zur Gründung von Mondkalb […], standen ein universalistischer Impuls und das Bedürfnis nach Abschaffung der täglichen Erschwernisse [Behinderter] im Mittelpunkt [schallendes Lachen der Redaktion, vereinzelte Rufe: „Herr, erlöse mich von den Qualen!“] Die Parole von den „behindernden äußeren Umständen“ war ein Appell zur Selbstermächtigung von Menschen, die die ihnen angetragene Opferrolle nicht auch noch freiwillig verinnerlichen.“ Dann stellt Sonderpädagoge Klaue klar: „Daß die behindernden Umstände vor allem äußere seien, war jedoch schon früher nicht nur richtig, sondern verdrängte immer auch die schambehaftete und daher meist verschwiegende Gefühlsambivalenz aller, auch der Betroffenen selbst, im Umgang mit Behinderung.“ Das ist nicht „nicht nur richtig“ — das ist richtig Quark!

Deine Scham im Umgang mit Behinderung kannst Du gern behalten, Maggi!

Und von Ambivalenzen kann in Deiner Haltung zu Behinderung kann ja nun wirklich keine Rede sein. Schließlich ist Dein Ziel die „Abschaffung von Behinderung und Krankheit“ im Sinne „der Emanzipation der Menschheit“ mit Hilfe des „technischen Fortschritts“. Die ambivalente(!) Beziehung von Heilen und Vernichten, der Gesundung des Volkskörpers und der Vernichtung der Lebensunwerten, die andere sehen, ist Dir kein einziges Zeichen wert. Wir, die dummen Kritiker des Ableismus hätten schon irgendwas verstanden, aber verdrängen die ganze Zeit unser Leiden um der Gesellschaftskritik willen und um der Leistungsgesellschaft an sich gegenüber treten zu können.

Die saudummen KritikerInnen denken, so denkst zumindest Du, es gibt gar kein Leiden sondern nur Vielfalt und Andersbegabung.

„Wir sind halt alle ein bisschen behindert“ und Inklusion ist nichts anderes als eine riesige Dekonstruktionsparty … Die wenigen Erkenntnisse, die du über die Bewegung zu Recht äußerst, sind alt und gebrechlich und weder Mehrheit noch eine dominante Strömung.
Aber wir verstehen Deine Überforderung: Die vielen Ismen, da blickt man nicht mehr durch! Jede Woche ein neuer -Ismus, da ist schon verständlich, dass du dir zwei Allzweckwaffen gebaut hast: „Keine-anständige-Kritik“ und „Postmoderne-Mistkacke“! Zwei Arme, zwei Knüppel, damit schlägst Du jeden Krüppel bzw. bist Du vielen Behinderten um mindestens eine Armlänge voraus.

Magnus, falls die Konkret irgendwann feststellt, dass Inklusion doch keine radikale Gesellschaftskritik ist und Dein geschützter Arbeitsplatz da wegfällt:
Für kritische, behinderte Autor_innen ist in unserer Kuschelgruppe Platz! Also pflege Deine Defizite … und hör auf, an unserem Leid zu leiden.

Bis bald, Dein Mondkalb

PS: Wir würden Dir gern leichte Sprache empfehlen. Nur hat die gelegentlich den Effekt, dass sie simple Gedanken entlarvt.

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