Editorial
An dieser Stelle veröffentlichten wir in unseren beiden ersten Ausgaben Texte, die in der Autisten-Schreibgruppe der Lichtenberger Carl-von–Linnè-Schule entstanden sind. Nun hat uns unser Redakteur Karsten Krampitz verlassen. Damit stehen uns leider nicht nur seine Artikel und seine engagierte Mitarbeit nicht mehr zur Verfügung, sondern es fehlen auch die Texte der Schüler, deren Schreibgruppe er leitet. Trotzdem wollen wir diese schöne Rubrik auf der letzten Seite nicht sang- und klanglos beenden. Sie hat es verdient, mindestens dreimal zu erscheinen, was hiermit geschieht. Einer unserer Autoren hat versucht, das autistisch Kreative in sich freizulegen: Der „Planet der Hunde“ von Norbert Lippold findet eine Fortsetzung von P. R. Iapos. Zudem verweisen wir auf einen der vielen Dichter im deutschen Literaturolymp mit Autismuspotenzial – auf den Dadaisten Kurt Schwitters.
Ansonsten: Danke, Karsten Krampitz, ohne Dich hätte es mondkalb nie gegeben!
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Was bisher geschah: Die Astronauten Taylor, Dodge und Landon stürzen mit ihrem Raumschiff auf einem Planeten ab, den sie für 300 Lichtjahre von der Erde entfernt halten. Die hier herrschenden Wesen sind zivilisierte intelligente Hunde. Es gibt auch eine Art Menschen, die nackt und ohne Sprache in den Wäldern hausen und von den Hunden verachtet werden. Sie werden gejagt, im Zoo ausgestellt und zu Menschenversuchen verwendet. So kommen auch unsere drei Havaristen in Gefahr, werden aber immer wieder von empathischen Einzelhunden gerettet, bewahrt und unterstützt. Die drei müssen nach dem Entdecken verschiedener Artefakte erkennen, dass sie sich auf der Erde des Jahres 3978 befinden. Nach einem Atomkrieg, der die Menschheit fast ausgelöscht hat, haben die Hunde die Herrschaft übernommen.
Derzeit werden die Hunde von einem brutalen Diktator regiert: dem Rottweiler Hans. Er hat eine Soldateska von Kampfhunden zusammengestellt, die auf Menschenjagd gehen und ihre Opfer möglichst direkt mit einem Kehlbiss töten. Das ist nach dem Menschenschutzgesetz zwar verboten, aber Hans hat eine Ideologie entwickelt, die die hündische Überlegenheit durch alle Schwanzlosen gefährdet sieht. Speziell die Menschen müssten vom Antlitz des Planeten getilgt werden. Hans zugehörig darf sich nur der fühlen, der wenigstens einmal Menschenblut aus einer frisch geöffneten Kehle getrunken hat..
Ähnlich unbarmherzig geht
Schwanzhans auch gegen Mit-glieder der Hundesekte der Kupierten vor, deren Kennzeichen der fehlende Schwanz ist, den sie sich in ihrer Jugend operativ entfernen lassen. Unter ihnen formiert sich der Widerstand, zu dem Taylor, Dodge und Landon bald stoßen. Es gelingt, Hans zu stürzen, obwohl 10.000 seiner Kampfhunde nur 600 Freiheitskämpfern gegenüber stehen. Dodge erwürgt ihn in einem dramatischen Kampf Mann gegen Hund. Den Großteil der Kampfhunde können Taylor und Landon mit Stöckchenwerfen davon abhalten, dem Diktator zu Hilfe zu eilen. Sie werden mit Tennisarmen aus diesem Kampf hervorgehen. Den Rest erledigen die Kupierten.
Von nun an ziehen Frieden und Gerechtigkeit auf Erden ein. Die Menschen können, wenn sie wollen, aus den Wäldern kommen und vor die Hunde gehen. Es fällt ihnen zwar schwer, sich als schwanz- und sprachlose Wesen in die Gesellschaft zu integrieren, aber da sie ein ähnliches Sozialverhalten haben wie Hunde, ist es möglich. Besonders geschätzt werden sie, wenn sie blinde Hunde führen, oder alten bewegungsunfähigen Hunden den Rollstuhl ziehen oder Türen und Schränke öffnen. Viele Hunde gewinnen ihre Menschen so richtig lieb. Unsere drei Havaristen haben ihre Mission beendet. Doch zurück zur Erde können sie nicht, weil sie da ja schon sind. Sie müssen sich einrichten. Am liebsten würden sie heiraten; nur wissen sie nicht so recht, ob eine von den stummen Menschinnen oder eine kluge, feinfühlige Hündin oder sich selbst. Homosexuelle Gruppenehen sind nämlich auf dem Planeten der Hunde nichts Außergewöhnliches.