Warnhinweis für Epileptiker und Photosensibelchen: Diese Episode ist in Teilen real, in Teilen erfunden. Die Sequenzen wurden willkürlich und in schnellen Schnitten zusammengefügt. Dies könnte Ihrerseits zu plötzlichen Ausfallerscheinungen und unkontrollierbarem Verhalten führen.
Beim nächsten Monitor wird alles anders, soviel war klar. Wechselnde Hell-Dunkelkontraste, zum Beispiel von flimmernden Bildschirmen, können bei photosensiblen Menschen epileptische Anfälle auslösen und die alte 50hz Röhre war ohnehin schon lange nicht mehr state of the art. Jetzt kann ich daddeln bis der Arzt kommt. Bis der Arzt kommt? Besser nicht! Deshalb hatte ich den neuen 19“ TFT-Monitor ja hierher geschleppt. Ich sitze voller Erwartung vor dem Computer — in meiner Vorfreude mache ich diese monkischen Bewegungen mit meinen Fingern. Was zuerst? Einen 3D-Ego-Shooter? Fiese Monster killen ist jetzt genau das richtige. Die Euphorie verfliegt, als ich, verantwortungsbewusste Epileptikerin, einen Blick ins Handbuch werfe. Wenn Stinos schon „sehkrank“ werden, geb ich mir das nicht. Wenn HiTech nicht geht, dann eben LoTech. Vielleicht ein Jump-And-Run-Spiel aus den 80ern? Die Auswahl kostenloser Games im Internet erschlägt mich. Bei den vielen blinkenden Werbungen verengen sich meine Augen zu Schlitzen. Schließlich lande ich bei einem ziemlich faden Spiel im Retro-Look. Unmotiviert drücke ich auf den Knöpfen herum. „Game Over“ blinkt es in schrillpinken Lettern und mir gelingt es im letzten Moment noch, den Monitor abzuschalten … Mit dem Gesichtsausdruck eines hypnotisierten Kaninchens sinke ich im Bürostuhl zusammen. Ich fahre die Kiste runter, hol mir ein kühles Bier und lasse mich zu meinem Mann aufs Sofa plumpsen. Nach ein paar Minuten entspinnt sich ein Gespräch über die Abendgestaltung. Für Disco, selbst ohne Strobo, bin ich heute zu gereizt. Also Kino! Da wir keine Ahnung haben was läuft, fahren wir auf gut Glück los. In der Halle beginnt die Auswahl: 3D — geht garnicht! Animiert — vorsichtshalber auch nicht. Action — zu schnell geschnitten. Schnulze — auf andere Art hirnerweichend. Was übrig bleibt ist bescheiden. Gibt’s noch für irgendwas Plätze im hinteren Drittel? Natürlich nicht, es ist Wochenende. Also ab in die zweite Reihe. Es wird schon gut gehen. Tut es nicht! Mein Mann kämpft an mehreren Fronten, vor allem gegen hilfswütige Zeitgenossen und Bescheidwisser aus der ersten Reihe. Aber am Ende sind die Rettungssanitäter in der Überzahl und verschleppen mich ins Krankenhaus. Als ich langsam wieder zu mir komme, werde ich, an eine Liege gefesselt, durch einen künstlich beleuchteten Flur geschoben. Menschen in weiß und hellgrün tauchen aus dem Nebel auf und verschwinden wieder. Meine Liege stoppt vor einer Tür, direkt unter einer flackernden Neonröhre. Meine Lippen sind wund, aber ich versuche deutlich zu artikulieren: „Licht. Kaputt.“ Ich fühle das mitleidig-dümmliche Lächeln durch meine geschlossenen Lider und weiß genau, dass meine Botschaft nicht ankommt. Gefühlte Stunden später werde ich endlich abgeschnallt. Ich verweigere den Arm des Zivis und schleiche mit wackeligen Beinen so würdevoll wie eben möglich ins Untersuchungszimmer. Zu erschöpft um mich zu wehren, lasse ich meinen Kopf verstöpseln. Später kommt der Doktor, schaltet das EEG ein und bringt die Stroboskoplampe in Position. Ein Surren, ein Klicken…. Game Over