Auf der Homepage des Komikerduos „Der Telök“, dessen eine Hälfte Martin Fromme ist, findet sich die Frage: „Wie hat Martin seinen Arm verloren?“ Antwort: Eines Abends kam die böse Hexe des Nordens und hat den Arm weggehext. Nein Quatsch, es war ja ein Drache…“ Und auf die Frage, warum sein Kollege so klein ist, heißt es: „Das geht euch einen Scheißdreck an!“ Also so mussten wir über andere Dinge reden…
*Martin, wie ist denn so der Erfolg von Para-Comedy?*
Auf dem Sender haben wir mit die höchste Einschaltquote. Der Sender hat sechs neue Folgen geordert, und so fangen wir demnächst wieder an zu drehen.
*Du hast aber auch gesehen, was sonst noch bei „Comedy Central“ läuft? Badesalz kann man sich wohl noch anschauen…*
Die Leute beim Sender fangen doch grade erst an; die sind dabei, sich zu finden. Die Eigenproduktionen werden sicher noch zunehmen.
*Wessen Idee war das eigentlich mit Para-Comedy?*
Die Idee kommt aus England. Dort wurde eine Folge gedreht, unter dem Titel „Spasticus“. Das wurde mit relativ großem Aufwand, also mit sehr viel Geld gedreht, die Sache ist dann aber nicht weiter verfolgt worden. Für unsere deutsche Produktionsfirma war das jedenfalls der Aufhänger. So haben sie mich dann gefragt, und ich wollte erst nicht.
*Was waren deine Zweifel?*
Dass ich wieder verballert werde, dass es wieder in die Schiene geht, wie bei allen Sendern zuvor: Als Drei-Minuten-Männchen wirst du gebraucht und verbraucht. Bei Harald Schmidt war das so. Dass man in der Sendung mal dieses Schockelement haben wollte, worauf die Zuschauer nicht vorbereitet waren – und das war’s dann. Danach wird nie wieder nach dir gefragt, du kommst einfach nicht mehr rein. Bei „Para-Comedy“ ist es anders, die Zuschauer sind auf den Schock vorbereitet. Von vornherein ist klar, in der Sendung geht es um die Behindertenthematik; da sind Behinderte und die machen halt Comedy.
*In einer Szene bist du vorher in die Scheiße getreten und hast anschließend Passanten aufgefordert, dir doch bitte die Schuhe zuzubinden. Ist das wirklich witzig?*
Diese Geschichte war ja sehr plakativ. Sie sollte zeigen, dass auch ein Behinderter mal das Recht hat, ein Arschloch zu sein. Die Leute haben doch ein völlig falsches Bild von uns. Auch unter Behinderten gibt’s jede Menge Arschgeigen. – Ob das nun lustig ist oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Wenn man mit „Para-Comedy“ grundsätzliche Probleme hat, muss man alle Formate, die mit versteckter Kamera agieren, in Frage stellen. Die Leute jedenfalls, die mir da die Schuhe zugebunden haben, die waren ausnahmslos sehr charmant, die sind auch kurz nach dem Dreh aufgeklärt worden. Alle sind sie gefragt worden, ob das gesendet werden darf. Da fühlte sich keiner auf den Schlips getreten.
*Wie waren denn die Reaktionen innerhalb der Community, der Behindertenszene?*
Ich hab ja nicht allzu viel Kontakt dahin. Nur jetzt bekomme ich sehr viele Mails von Behinderten, die sich bedanken, dafür dass sich endlich was bewegt. Aufgeregt haben sich nur Nichtbehinderte, und die meinen auch immer, dass sie für die Behinderten sprechen müssen.
*Wird sich das Prinzip „Behinderte mit versteckter Kamera“ nicht früher oder später ausgereizt haben?*
Auf jeden Fall. Nur wann? Kommt ganz auf die Ideen an, die wir haben. Eines Tages aber werden die Leute das nicht mehr sehen wollen, das ist klar.
*Hast du schon mal versucht, als Schauspieler Fuß zu fassen?*
So einfach geht das leider nicht. Du brauchst das Vertrauen eines Regisseurs oder eines Produzenten. Filmrollen gäbe es schon, aber die bekommen dann eben Leute wie Edgar Selge, der in „Polizeiruf 110“ den einarmigen Ermittler spielt.
*Neidisch?*
Für mich als Behinderten ist das das Paradebeispiel. Da ist zum ersten Mal eine Rolle mit einem Einarmigen geschrieben worden, und da wird nicht mal gecastet. Die können sich das gar nicht vorstellen, die Rolle eines Einarmigen mit einem Einarmigen zu besetzen.
*Den Mörder spielt auch kein Mörder. Im Fernsehen sind nicht mal die Huren echt.*
Das ist doch was anderes. Hier hätte es sich einfach angeboten. In den Medien tauchen Behinderte einfach kaum auf.
Aber es gibt beim „Tatort“ doch eine Kleinwüchsige?
Da ist doch auch so ’ne Geschichte. Die Drehbuchautoren werden sie sich überlegt haben: Mensch, wir brauchen jetzt so einen kleinen Aufhänger. Da holen wir uns mal als Pathologieassistentin eine Kleinwüchsige. Ich meine, es wäre doch schön, wenn diese Christine Urspruch auch mal die Hauptrolle bekäme, etwa als Mörderin.
*Im Pumuckl-Film hat sie doch die Hauptrolle gehabt?*
Nee, ich glaub das war beim Sams.
*Mal was ganz anderes: Von Geburt an fehlt dir ein Unterarm. Wie oft hast du den Spruch vom Einarmigen Banditen gehört?*
Nicht so oft. 3000mal vielleicht. Auf unserer Internetseite www.teloek.de haben wir übrigens einen Einarmigen Banditen, da kann man schön dran spielen.
*Und wie geht’s dem dreibeinigen Hund aus eurer Show, vor dessen Bissigkeit du im Fernsehen dauernd gewarnt hast?*
Schnuffi geht’s gut. Ganz liebes Tier. Irgendwer aus dem Filmteam hat den Hund aufgegabelt. Man will gar nicht glauben, in seiner Altersklasse hat Schnuffi sogar schon richtige Pokale gewonnen, bei diversen Geschicklichkeitswettbewerben. Und vielleicht ist er in der nächsten Staffel dabei – wenn Schnuffi nicht wieder irgendwen gebissen hat.
Vielen Dank für das Gespräch.