Anfang des Jahres lief in den Kinos „ Mondkalb“, ein Film
von Sylke Enders. Allein wegen seines Titels muss der Film
in diesem Blatt Erwähnung finden. Doch nicht nur deshalb.
Die Regisseurin geht überdies mit den Geschichten ihrer Filme
Themen an, die auch im Fokus unserer Zeitung stehen.
2004 erzählte sie in „Hab mich lieb!“ die Geschichte einer
Freundschaft zwischen zwei Frauen, von der eine transsexuell
ist. Bekannt wurde sie kurz zuvor mit „Kroko“. Alex,
eine junge Frau aus dem Wedding muss in einer Behinderten-
WG einige Stunden gemeinnützige Strafarbeit ableisten
und ändert währenddessen ihre Haltung zu sich und
der Welt.
Mondkalb zeigt Alex (Juliane Köhler), eine Frau an die 40,
die sich nach traumatischen Erlebnissen zurückziehen will.
Der 12-jährige Tom (Leonard Carow) und sein Vater Piet
(Axel Prahl) kommen ihr dabei in die Quere. Alle drei haben
schwer mit sich selbst und zurückliegenden Ereignissen zu
ringen. Manchmal scheint es, als könnten sie sich gegenseitig
vom Bann ihres jeweiligen Scheiterns erlösen. Aber
der Film gibt sich mit solch simplen (Er)Lösungen á la Hollywood
nicht zufrieden. Die drei Figuren bleiben authentisch,
sind Opfer und Täter zugleich und stürzen in ihre Abgründe.
Sylke Enders bringt es fertig, auch das nicht nur als die
große unausweichliche Katastrophe zu erzählen.
Ein großer, ein ganz und gar ungewöhnlicher, ein einzigartiger,
ein wahrhaftiger, ein kaum zu ertragender Film.
„Mondkalb“, Deutschland 2007, Regie und
Drehbuch: Sylke Enders, Alex: Juliane Köhler,
Piet: Axel Prahl, Tom: Leonard Carow