Liebes mondkalb,
du bist ja eine geile Zeitung!
Aber was ich noch vermisse – kannst du nicht einmal so ein richtig tolles Rezept für Kalb bringen – die Zeitung zum Essen sozusagen, oral erfahrbare Inhalte.
Gespeichelte Grüße,
Lia : )
Unser Redakteur für alles Schöne kommt dieser Aufforderung gern nach:
Man nehme ein Kilo Kalbsgulasch (am besten, das ganz billige vom Türken – das ist multikulturell und auch für Prekarisierte machbar; die Massentierhaltung nimmt man billigend in Kauf), salze und pfeffere es und brate es in Olivenöl mit einem Lorbeerblatt und einem Zweig Rosmarin scharf an. Dabei nie zu viel Fleisch auf einmal in die Pfanne! Die angebratenen Gulaschstücke wieder aus der Pfanne herausnehmen. Im Bratsud fünf in Würfel geschnittene Zwiebeln, eine Möhre, eine Paprika, eine Chili (roter Pfeffer, schon wegen der politischen Grundrichtung eines Großteils unserer Leserschaft) und eine Pastinake anschwitzen. Das angebratene Fleisch wieder dazugeben und zwei Esslöffel scharfen Senfes in dem Ganzen verrühren. Eine halbe Flasche trockenen Rotweins (s. Chili) angießen und aufkochen lassen. Dann noch einen halben Liter Rinderbrühe hinzu. Mit etwas Salz und schwarzen Pfeffer (auch wenn das jetzt nicht ganz auf der Linie liegt) nachwürzen. Das Ganze in der Röhre abgedeckt bei 80 Grad drei Stunden schmoren lassen. So wird es zart und saftig und kann auch von muskelkranken, zahnlosen und zahnarmen Lesern genossen werden. Wer jung und tüchtig ist mit Biss, kann den Garvorgang je nach Kondition der Kaumuskeln auf bis zu eine halbe Stunde verringern. Am Ende drei in Würfel geschnittene Tomaten dazugeben, kurz aufkochen lassen und mit feingehacktem Knoblauch, gezupftem Thymian und 50 ml Brandy abrunden.
Das Gericht kann ganz unterschiedlich variiert werden. Zum Beispiel kocht man einen Berg Salzkartoffeln dazu, richtet schon am Abend vorher eine Schüssel Krautsalat an, kauft eine große Kiste Bier und lädt sich fünf Obdachlose zum Essen ein. Oder man ersteht zwei Flaschen sizilianischen Rotweins zu je 20 €, bereitet Mandelkroketten und gebutterte Prinzessbohnen zu und lädt die mondkalb-Redaktion zum Mahle (Wir essen natürlich auch andere Sachen – Hauptsache, der sizilianische Rotwein…).