Deutschland sucht das Superopfer
Alle wollen Opfer sein, aber nur einer kann
SuperOpfer werden. Mondkalb stellt exklusiv die Kandidaten für „Deutschland sucht das SuperOpfer 2014“ vor. Lies selbst (wenn Du kannst), urteile selbst, vote selbst!
Alle wollen Opfer sein, aber nur einer kann
SuperOpfer werden. Mondkalb stellt exklusiv die Kandidaten für „Deutschland sucht das SuperOpfer 2014“ vor. Lies selbst (wenn Du kannst), urteile selbst, vote selbst!
Das ist das Allerletzte! Wie immer gibt es auf der letzten Seite von mondkalb Behindertenwitze, die Sie sich als Nichtbehinderte gefälligst nicht trauen sollten, weiterzuerzählen. Es gibt Dinge, die dürfen nur wir!
Magnus Klaue schreibt nicht nur für „konkret“, zur Vorbereitung überfliegt er offenbar auch die „mondkalb“. Statt darüber zu jammern, dass wir immer missverstanden werden, schreiben wir jetzt unseren LeserInnen direkt. Der Beginn einer wunderbaren Brieffreundschaft …
Ende letzten Jahres kochte mal wieder kurz die Frage hoch, ob man über Behinderte Witze machen darf. Anlass war ein nicht sonderlich gelungener Witz über einen blinden Fußballer in der taz vom 30. November. Selbst „Spiegel Online“ war die Debatte einen Beitrag wert.
Knutsch! Einer dieser typischen Berliner Solipartys. Ein kahler Keller, brummende Bassboxen, stickige Luft, verschwitzte Leiber. Und nochmal: Knutsch! Zwei küssen sich in einer Nische am Rand der Tanzfläche. Eine Frau und ein Mann … und du bist schockiert! Musst wegschauen. Luftholen!
Der Versuch, als Hure und langjährige EMMA-Leserin über das von Alice Schwarzer herausgegebene Buch „Prostitution ein deutscher Skandal. Wie konnten wir zum Paradies der Frauenhändler werden?“ zu schreiben.
Auf welch eine masochistische Tortour hab ich mich nur am Abend des 14. November letzten Jahres eingelassen, als ich Matthias eine Rezension für das Mondkalb zusagte! An diesem Tag stellte Alice Schwarzer das von ihr herausgegebene Buch „Prostitution ein deutscher Skandal.“ in der Urania in Berlin vor.
„TV-Serien sind der neue Roman“, titelte DRadio Wissen mit Blick auf aktuelle Fernsehproduktionen wie Breaking Bad, Mad Men oder True Blood. Gemeint war, dass hier komplexe Geschichten erzählt werden, deren Spannungsbögen sich über mehrere Folgen oder gar Staffeln erstrecken und dadurch das Publikum fesseln. Eine Pionierin dieses Formats war Buffy the Vampire Slayer (BtVS), die in den USA 1997 startete und 2003 mit der siebten Staffel endete. Die Serie war auch in Deutschland ein Erfolg, obwohl Übersetzung und Synchronisation sehr schlecht waren und das Original auf „Comedy“ reduzierten.
Birgit Rothenberg, promovierte Diplom-Pädagogin, Beraterin für behinderte Studierende an der Uni Dortmund und Lehrende im Bereich Disability Studies, Vorstandsmitglied des Dortmunder Vereins „MOBILE – Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V.“ sowie Moderatorin des Dortmunder behindertenpolitischen „Aktionskreises“ erzählt von den Anfängen der Behindertenbewegung in Westdeutschland.
Sie trägt eine randlose Brille und ist so 50 plus. „Ich bin die Rita. Sie haben einen Termin bei mir.“, sagte sie und führt mich in einen schmalen Raum mit einer Liege und einer Topfpflanze. Vorhänge verhängen die Fenster, das gedimmte Licht hält die Außenwelt auf Abstand. „Polio, oder?“, fragt sie mit Kennerinnenblick, nachdem ich meinen Pullover ausgezogen habe. „Nee, Glasknochen“, kontere ich lässig.
Das Projekt „Frauenbeauftragte in Einrichtungen“ von 2009 bis 2011 vierzehn Frauen mit Lernschwierigkeiten aus Werkstätten und Wohnheimen aus ganz Deutschland aus, als Ansprechpersonen für Frauen in ihren Einrichtungen zu fungieren. Träger des von Bundesfrauenministerium geförderten Projekts war der Verein Weibernetz e.V. in Zusammenarbeit mit dem Verein Mensch zuerst – Netzwerk People First e.V. Dessen Mitglieder sind selbst von so genannter „Geistigen Behinderung“ betroffen, lehnen diesen Begriff aber ab und bevorzugen den Ausdruck „Menschen mit Lernschwierigkeiten“.
Dass sie häufig Opfer von Gewalt und sexualisierter Gewalt werden haben behinderte Frauen schon vor Jahrzehnten publik gemacht – doch interessiert hat das nur wenige. Eine aktuelle Studie der Universität Bielefeld offenbart erst jetzt das ganze Ausmaß der Gewalt.
Ich erinnere mich, dass ich mit Jana in Berlin war, als der Anruf kam. Seit einem Jahr waren wir sehr oft hier – so oft, dass es in der Kommune auf dem Land in Thüringen, wo wir eigentlich wohnten, gelegentlich schon schlechte Stimmung gab deswegen. Wir hatten uns bei einem Freund eingemietet – 100 Mark für eines der drei Zimmer seiner Wohnung im Hochpaterre direkt am U-Bahnhof. Es hatte kaum mehr als 10 Quadratmeter und lag zur Straße hinaus. Vom Bahnsteig der Hochbahn konnte man direkt in unser Bett sehen.
Im August 1987 erhielt der RIAS, der Sender der amerikanischen Militärverwaltung in Westberlin, den Text eines behinderten DDR-Bürgers, der die Eindrücke einer Reise in den Westsektor der Stadt schildert. Mondkalb dokumentiert eine leicht gekürzte Abschrift der Sendung.
Während des Nationalsozialismus wurden in Deutschland mehr als 200.000 Kranke und Behinderte ermordet. In beiden deutschen Staaten verlief die juristische Ahndung schleppend und die historische Erforschung langsam. Sie wurde in DDR und BRD von nur einigen wenigen ProtagonistInnen vorangetrieben. Viele der Täter blieben in beiden Staaten straffrei.
Gespräch mit Helmut Späthe über Psychiatrie in der DDR und das Gedenken an den nationalsozialistischen Kranken- und Behindertenmord.
Zwischen Februar und Mai diesen Jahres war das Bild „Tante Marianne“ von Gerhard Richter für einige Wochen in Berlin zu sehen. Das 120×130 cm große, in schwarz-weiß gehaltene Ölgemälde zeigt ein junges Mädchen, das an einem Wickeltisch steht und einen Säugling hält. Das Bild ist, für Richter typisch, eine extrem naturalistische Kopie einer fotografischen Vorlage, die allerdings verwischt und eigenartig unscharf erscheint. Das Bild zeigt Richters Tante, Marianne Schönfelder. Die zum Zeitpunkt des Entstehens der Fotografie 14-Jährige erkrankte einige Jahre später an Schizophrenie.
Redaktionsönologe Matthias Vernaldi rät: „Nicht nur guter Wein muss atmen! Gerade preiswertere Tropfen, unter 1,50 Euro pro Liter stellen manchmal nicht nur eine gustatorische, sondern auch eine olfaktorische Belastung dar. Deswegen sollte immer für eine gute Belüftung gesorgt werden.“
Inklusion ist wenn:
– ein Attentat auf Wolfgang Schäuble verübt wird,
– nicht jede/r entführte Deutsche gerettet wird,
– es keine Behindertenparkplätze mehr gibt,
– die Rollifahrer_innen den Obdachslosen das Kleingeld reichen.
– wenn auch Rollstuhlfahrer_innen früh auf den Beinen sind (um Standup-Comedy machen)
Wer stand nicht schon mal vor dem Problem, keine Ahnung zu haben? Und gleichzeitig alles richtig machen zu wollen… Eine kleine Broschüre schafft Abhilfe, wenigstens für den Bereich Barrierefreiheit.
Die Gleichheit aller Menschen bedeutete in „real existierenden Sozialismus“ der DDR soziale Gerechtigkeit, das Recht auf Arbeit, auf Bildung, auf Wohnung – bedeutete soziale Sicherheit. So hörten und lasen wir es jedenfalls fast täglich. Heute – seitdem wir uns im Dschungel der westlichen Lebensart zurechtfinden müssen – fehlt uns auf diese Sicherheit.
Problematisch war, dass offiziell alles so dargestellt worden war, als ob die Probleme bereits gelöst seien. Wenn von der Einweihung einiger behindertengerechte Wohnungen berichtet wurde, waren so, als ob damit alle Wohnungsfragen für Menschen mit Behinderungen schon gelöst seien.
Petra Stephan ist Mitgründerin des Berliner Zentrums für Selbstbestimmtes Leben (BZSL) und Dozentin am Institut für Medizinische Psychologie an der Charité. Im Interview mit mondkalb berichtet sie über Behindertenpolitik und Medizin in Ost und West.
Weil sie den Anblick einer Gruppe behinderter Menschen an ihrem Urlaubsort hatte ertragen müssen, hatte eine Frau gegen ihren Reiseveranstalter geklagt. Mit Erfolg: Das Frankfurter Landgericht sprach ihr im Februar 1980 Schadensersatz zu. Gemeinsam mit den Behinderten den Speisesaal benutzen zu müssen sei unzumutbar, heißt es in der Urteilsbegründung: „Es ist nicht zu verkennen, dass eine Gruppe von Schwerbehinderten bei empfindsamen Menschen eine Beeinträchtigung des Urlaubsgenusses darstellen kann.“
Wie immer behandeln wir in dieser Rubrik Fragen zum Komplex Behinderung, die sich die geneigte Leserschaft gelegentlich stellt, die sie sich aber nie getrauen würde auszusprechen. Unsere heutige Frage lautet: Dürfen sich Behinderte umbringen?
Auf Seite 1 steigt das Mondkalb gewohnheitsmäßig hinab in die Niederungen von Liebe und Sex. In diesem Tiefland steht der behinderte Körper vor besonderen Herausforderungen, denn „behindert“ ist den meisten das Gegenteil von sexy. Und wenn’s dann doch zur Sache geht, müssen vielleicht erst Klamotten umständlich ausgezogen, Gliedmaßen hingelegt, Urinbeutel gewechselt werden. Totaler Erotikkiller!
Es ist schon sehr lange her, als man beim Trampen mit dem Rollstuhl von leeren LKWs mitgenommen wurde; heute kann man nicht einmal mehr spontan die Bahn nutzen.
Mein Hund ist tot. Dandy, Balkanbragge-Großpudel-Mischung (16), ist vorige Woche gestorben. Kurz bevor ich an der Kasse im Mediamarkt zwei Packungen beschreibbare CD’s und…
Warnhinweis für Epileptiker und Photosensibelchen: Diese Episode ist in Teilen real, in Teilen erfunden. Die Sequenzen wurden willkürlich und in schnellen Schnitten zusammengefügt. Dies könnte Ihrerseits zu plötzlichen Ausfallerscheinungen und unkontrollierbarem Verhalten führen.
Heute Morgen um sechs betrat mich ein schwankender Mann, der offensichtlich, statt zu schlafen lieber, getrunken hatte. Er hielt sich gerade, in dem er seinen Rücken gegen mein Armaturenbrett stemmte, blickte sich um, verlor dabei beinahe den Halt, öffnete seine Hose und ließ es laufen.
Oscar Pistorius, geboren 1986 in Johannesburg in Süd¬afrika, nennt sich selbst gerne den „Schnellsten auf keinen Beinen“. Bei seiner Geburt besaß er weder Wadenbeine noch die Außenseite seiner Füße. Daher wurden ihm mit elf Monaten die Gliedmaßen ab dem Unterschenkel beidseitig amputiert, und statt dessen erhielt er Prothesen. Im weiteren Lebensverlauf betrieb Pistorius viele Sportarten, hält mittlerweile als Leistungssportler in der „Behindertenklasse T43“ mehrere Weltrekorde und tritt auch erfolgreich gegen Nichtbehinderte Sportler_Innen auf Weltniveau an.
Behinderung bedeutet in der öffentlichen und gesellschaftlichen Wahrnehmung meist Leiden, Qual und Rückschritt. Auch in den Medien werden diese Attribute häufig visuell umgesetzt, Behinderung bedeutet Nachteil, Not und beinhaltet die Notwendigkeit diese zu überwinden. Das Fantasiespektakel „Avatar“ von James Cameron zum Beispiel bewegt sich in diesen altbekannten Mustern.
ForscherInnen im Hilfsmittelsektor beginnen Vorträge gerne mit dem Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung. Zum Teil werben sie dafür, „Pflegeroboter“ oder „Serviceroboter in der Pflege“ als Lösung eines auf Grund der demografischen Ent wicklung angeblich unvermeidbaren Pflegenotstand einzusetzen.
„Anlage… Anlage, Power… Power, Start… Start“. Das Display meiner Musikanlage springt an und die Musik erklingt. Wenig später klingelt das Telefon. Mit einem Wort unterbreche ich die Musik und gehe mit einem Zweiten ans Telefon. Wieder werden meine Worte von der Frauenstimme kopiert.
Im Satiremagazin Titanic wird Rattelschnecks arm- und beinloser Comic-Held „Rümpfchen“ im Lampengeschäft vergessen und als besonders verrückte neue Designerkreation bewundert. In der nächsten Folge werden wir ZeugInnen von Rümpfchens erfolglosen Schwimmversuchen im Hallenbad. Darüber lachen gemeinhin nur die ganz hartgesottenen Fans des schwarzen Humors – oder behinderte …
Mein Vater wird blind, sagte sie. Blind? Ja, blind. Pause. Und du Arschloch schenkst ihm zu Weihnachten ein Buch! Ihre Stimme war anklagend und aggressiv. Eins mit Großdruck! sagte er. Ich hab ja nicht gewußt …
Comics über Superhelden sind Nachfahren von Volksmärchen und antiken Sagen. Den Volksmärchen entnehmen sie die Idee, dass Menschen ohne Macht oder Reichtum besondere Kräfte benötigen, um die großen Widrigkeiten des Lebens zu meistern.
Es war stürmisch. Der Herbst wollte sich nicht länger verstecken. Höhnisch rann der Regen in senkrechten Strömen die Scheiben des ICEs herunter. Meine Laune war dementsprechend finster. Gerade hatte ich einen von diesen miesen Filterkaffees erstanden, mit denen die Bahn ihre Kunden für knapp drei Euro zu demütigen pflegt. Schräg gegenüber war so eine Businesstante schlafend mit dem Kopf auf die Zugtischplatte gesunken. Ich stellte mir die Melange ihres zerlaufenen Make-Ups auf der Laptoptastatur vor.
„Einen Moment bitte, ich brauche absolute Ruhe“ sagt Reinhard Fißler. Er singt eine kurze Tonfolge ins Mikrofon, dann spricht er etwas hinein. Reinhard Fißler komponiert. Der ehemalige Sänger der Band Stern Combo Meißen arbeitet an einem neuen Song.
„Hast du’s im Kopf empfunden, als dich letzthin einer einen Betrüger nannte? Hat es dir im Magen wehe getan, als der Amtmann kam, dich aus dem Haus zu werfen? Und was war es, das dich getrieben hat, in die Tasche zu fahren, so oft ein Bettelmann seinen zerlumpten Hut hinstreckte? Dein Herz, auch wieder dein Herz, nicht deine Zunge, deine Arme noch deine Beine, sondern dein Herz.“ So macht der Holländer Michel in Wilhelm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“ dem bitterarmen Kohlenmunk-Peter schmackhaft, ihm sein Herz zu geben. Das ist 150 Jahre her. Noch heute tragen wir das Herz auf dem „rechten Fleck“, verlieren oder verschenken es. In der Medizin galt der letzte Herzschlag lange als das Kennzeichen des Todes. Intensiv- und Transplantationsmedizin aber haben Tote mit schlagendem Herzen geschaffen, Hirntote.
Ich muss es mal schreiben. Es ist undiplomatisch, ruppig und nicht gerade etwas, das man von einem Menschen hören will, der Kommunikation zum Beruf gemacht hat. Und in der Tat verstehe ich meine Arbeit als PR’ler für die Sache der blinden und sehbehinderten Menschen so, dass ich auch den Kontakt zu Mitbürgern suche, die Vorurteile gegenüber Behinderten haben. Ich habe die Hoffnung nicht verloren, ihre Vorurteile abbauen zu können. Und das werde ich auch weiter versuchen. Dennoch gibt es auch eine Wahrheit, die ich mal so klar hier formulieren muss: Euer Mitleid kotzt mich an!