Das Mondkalb trauert um Matthias Vernaldi
Jetzt hast Du Dich endgültig vom Acker gemacht. Oft schon bist du dem Tod von der Schippe gesprungen, hast Dich immer wieder aufgerappelt. Es…
Jetzt hast Du Dich endgültig vom Acker gemacht. Oft schon bist du dem Tod von der Schippe gesprungen, hast Dich immer wieder aufgerappelt. Es…
Erinnern Sie sich noch an Horst Köhler? Der CDU-Politiker und ehemalige Zeitsoldat war von 2004 bis 2010 deutscher Bundespräsident. Bei Amtsantritt konnte er schon…
Der Text kann hier nachgelesen werden.
Es heißt, in der Veränderung der Sprache spiegele sich die Veränderung der Gesellschaft. Zum »Wort des Jahres« wählte die Gesellschaft für deutsche Sprache in…
Weibliche Charaktere bevölkerten das westdeutsche Nachmittagsfernsehen meiner Kindheit, allen voran Pippi Langstrumpf, die Biene Maja und natürlich Heidi – als Zeichentrickfigur einer japanischen Serie….
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Alle, die ihr euch den beiden Geschlechter nicht eindeutig zugehörig fühlt!* Zunächst möchte ich um Nachsicht bitten für mein…
Rechtspopulisten verfügen über ein schlichtes, aber wirksames Mittel der Propaganda. Sie äußern sich feindselig und rassistisch, beispielsweise über Minderheiten. Nimmt dann die Gesellschaft dies…
Mannoman, jetzt bin ich dreiundvierzig und immer noch klein wie drei. Irgendwas ist schiefgelaufen. Hab mich wohl nicht richtig angestrengt. Oder nicht genug gegessen….
Alle wollen Opfer sein, aber nur einer kann
SuperOpfer werden. Mondkalb stellt exklusiv die Kandidaten für „Deutschland sucht das SuperOpfer 2014“ vor. Lies selbst (wenn Du kannst), urteile selbst, vote selbst!
Das ist das Allerletzte! Wie immer gibt es auf der letzten Seite von mondkalb Behindertenwitze, die Sie sich als Nichtbehinderte gefälligst nicht trauen sollten, weiterzuerzählen. Es gibt Dinge, die dürfen nur wir!
Magnus Klaue schreibt nicht nur für „konkret“, zur Vorbereitung überfliegt er offenbar auch die „mondkalb“. Statt darüber zu jammern, dass wir immer missverstanden werden, schreiben wir jetzt unseren LeserInnen direkt. Der Beginn einer wunderbaren Brieffreundschaft …
Ende letzten Jahres kochte mal wieder kurz die Frage hoch, ob man über Behinderte Witze machen darf. Anlass war ein nicht sonderlich gelungener Witz über einen blinden Fußballer in der taz vom 30. November. Selbst „Spiegel Online“ war die Debatte einen Beitrag wert.
Knutsch! Einer dieser typischen Berliner Solipartys. Ein kahler Keller, brummende Bassboxen, stickige Luft, verschwitzte Leiber. Und nochmal: Knutsch! Zwei küssen sich in einer Nische am Rand der Tanzfläche. Eine Frau und ein Mann … und du bist schockiert! Musst wegschauen. Luftholen!
Der Versuch, als Hure und langjährige EMMA-Leserin über das von Alice Schwarzer herausgegebene Buch „Prostitution ein deutscher Skandal. Wie konnten wir zum Paradies der Frauenhändler werden?“ zu schreiben.
Auf welch eine masochistische Tortour hab ich mich nur am Abend des 14. November letzten Jahres eingelassen, als ich Matthias eine Rezension für das Mondkalb zusagte! An diesem Tag stellte Alice Schwarzer das von ihr herausgegebene Buch „Prostitution ein deutscher Skandal.“ in der Urania in Berlin vor.
„TV-Serien sind der neue Roman“, titelte DRadio Wissen mit Blick auf aktuelle Fernsehproduktionen wie Breaking Bad, Mad Men oder True Blood. Gemeint war, dass hier komplexe Geschichten erzählt werden, deren Spannungsbögen sich über mehrere Folgen oder gar Staffeln erstrecken und dadurch das Publikum fesseln. Eine Pionierin dieses Formats war Buffy the Vampire Slayer (BtVS), die in den USA 1997 startete und 2003 mit der siebten Staffel endete. Die Serie war auch in Deutschland ein Erfolg, obwohl Übersetzung und Synchronisation sehr schlecht waren und das Original auf „Comedy“ reduzierten.
03/2014. Jahrelang hatten mich dieser Monat und diese Jahreszahl begleitet. Sie stand direkt über meinem Passfoto. Darauf ich: Spitzes Kinn, schüchternes Lächeln, siebzehn, Dauerwelle. Darunter meine krakelige Teenager-Unterschrift. Damals, Anfang der 90er, als ich den Ausweis bekam, da hatte dieses Jahr – 2014 – einen irrealen Klang. 2014, das war abstrakte Zukunft. Das würde eine Zeit sein, in der vielleicht Autos fliegen können, alle Tiere ausgestorben sein und die Menschen Astronautennahrung essen würden. März 2014. Das würde die Zeitspanne sein, in der mein Schwerbehindertenausweis abläuft.
Schwul, behindert und jüdisch: „Mein Mann nennt es meinen Nazi-Dreier“, sagt Fries und reißt den nächsten „schwarzen“ Witz über mangelnde Barrierefreiheit in Konzentrationslagern. Als der US-Amerikaner 1960 mit verdrehten und verkürzten Beinen geboren wurde, fiel seine Mutter in Ohnmacht und sein Vater lief schreiend durchs Krankenhaus: „Wir haben einen Freak bekommen!“ Als der Schock verdaut war, wurde ihr Sohn das erste behinderte Kind auf einer New Yorker Regelschule. Es folgten Literatur- und Theaterstudium, zahlreiche Essays, Gedichtbände, Theaterstücke und Anthologien. Momentan lebt Fries im kanadischen Toronto und unterrichtet Kreatives Schreiben. Sein aktuelles Buchprojekt führt ihn nach Deutschland. Für mondkalb wirft das einige Fragen auf.
Hofnarrren, Zwerge, Mythen von Minotauren und Monster verweisen auf eine Geschichte, die zwischen dem 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt fand. Während dieser Zeit waren Freaks ein großes Geschäft. Freak Shows bevölkerten die USA, Menschen strömten in den Zirkus, die Völkerschauen, auf die Jahrmärkte. Sie kamen, um Freaks, Wilde und Sonderlinge zu begaffen. Sie kamen wegen des Nervenkitzels, aus Neugier, um sich ihres Selbstbildes zu versichern und um ihre Vorstellung von Normalität und Abnormalität bestätigt zu sehen. Doch wen starrten sie an? Die zahlenden Gäste sahen keine Launen der Natur. Vielmehr war die Freak Show eine ausgefeilte soziale Konstruktion, in deren Zentrum die Schausteller mit einer Mischung aus Kostümierung, Inszenierung und ausgefeilten Choreographien vier verschiedene Personengruppen in Freaks verwandelte.
Ich bin offen Krüppel. „Ja echt jetzt“, hör ich meinen inneren Zwischenrufer sagen. „Mal wieder beweist du deine unglaubliche Fähigkeit, das Offensichtliche zu begreifen.“
Na, aber da gibt’s nen großen Unterschied zwischen offensichtlich Krüppelsein und offen Krüppelsein. Man kann so offensichtlich Krüppel sein wie Stephen Hawking mit Kopf ab und immer noch nicht offen Krüppel sein.
Lisa Pfahl ist seit Oktober 2013 Professorin für Disability Studies am Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin. Ihre Dissertation „Techniken der Behinderung. Der deutsche Lernbehinderungsdiskurs, die Sonderschule und ihre Auswirkungen auf Bildungsbiografien“ ist 2011 bei transcript erschienen.
Was der lesbisch-schwulen Community der Christopher Street Day, ist den behinderten Menschen die Disability Pride Parade. Zumindest im US-amerikanischen Chicago, wo die Parade in diesem Jahr schon zum elften Mal stattfindet. Im kanadischen Toronto hat eine andere Veranstaltung eine sogar noch längere Tradition: Das Mad Pride Festival findet dort seit 1993 statt. Gemeinsam ist beiden Events, dass ihre Teilnehmer_innen das medizinische Modell von Behinderung und psychischen Krisen ablehen. Statt ihre Eigenschaften als Defizit zu verstecken, normalisiseren oder heilen zu wollen, feiern sie sie als ihre Art zu leben.
Wie immer behandeln wir in dieser Rubrik Fragen zum Komplex Behinderung, die sich die geneigte Leserschaft gelegentlich stellt, die sie sich aber nie trauen würde auszusprechen.
Unsere heutige Frage lautet: Können Menschen einen Behindertenausweis beantragen, denen Fett abgesaugt wurde? Schließlich ist das ja so etwas wie eine Amputation.
Krummer Buckel, krumme Beine und stocktaub. Für die meisten Leute ist die Glöcknerin das Gegenteil von sexy. In ihrem fortgeschrittenen Alter ist ihr das mittlerweile egal. Die Leute machen sich ja kein Bild vom einst wilden Leben der Glöcknerin. Da tat sie es in Parks und Garagen, auf Verkehrsinseln und Hochhausdächern. Mit Männern, deren Namen sie gleich darauf vergaß. Ihre Behinderung war ihr dabei egal, ihre Lover standen drauf. Doch das ist lange her. Wenn sie sich jetzt in ihr Fetisch-Kostüm zwängte, quölle der Speck und zwackten die Nähte. Normalo-Sex-Parties langweilen sie. Eher noch würde sie in einen Kleingartenverein eintreten als in einen Swinger-Club.
Am Freitag war ich beim Kiosk um mir die Süddeutsche Zeitung zu holen, weil da im Magazin ein Text von Lara Fritzsche drin war, über Essstörungen in der Schwanger- schaft. Sehr guter Text. Über Magersüchtige, die schwanger werden und über Frauen, die einander gegenseitig loben, wenn sie möglichst unschwanger aussehen.
Am gleichen Kiosk lag die neue Inside, ein Frauenmagazin, Titelthema: „Baby oder Wampe? Stars, die eine ziemlich dicke Kugel schieben …“ Der Artikel dazu hieß „Und ICH dachte, du wärst schwanger …“ und zeigte Bilder von neun berühmten Frauen, bei denen der Bauch millimeterweit vorsteht, mit den Kommentaren „Satin-Schocker“, „Bikini-Blamage“, „Glitzer-Graus“, „Prosecco-Plauze“.
Am 28. Juni dieses Jahres ist es 45 Jahre her, dass eine Polizeirazzia in der New Yorker Schwulenbar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street tagelange Straßenschlachten auslöste – der erste Schwulenaufstand der Geschichte sozusagen.
Birgit Rothenberg, promovierte Diplom-Pädagogin, Beraterin für behinderte Studierende an der Uni Dortmund und Lehrende im Bereich Disability Studies, Vorstandsmitglied des Dortmunder Vereins „MOBILE – Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V.“ sowie Moderatorin des Dortmunder behindertenpolitischen „Aktionskreises“ erzählt von den Anfängen der Behindertenbewegung in Westdeutschland.
Sie trägt eine randlose Brille und ist so 50 plus. „Ich bin die Rita. Sie haben einen Termin bei mir.“, sagte sie und führt mich in einen schmalen Raum mit einer Liege und einer Topfpflanze. Vorhänge verhängen die Fenster, das gedimmte Licht hält die Außenwelt auf Abstand. „Polio, oder?“, fragt sie mit Kennerinnenblick, nachdem ich meinen Pullover ausgezogen habe. „Nee, Glasknochen“, kontere ich lässig.
Das Projekt „Frauenbeauftragte in Einrichtungen“ von 2009 bis 2011 vierzehn Frauen mit Lernschwierigkeiten aus Werkstätten und Wohnheimen aus ganz Deutschland aus, als Ansprechpersonen für Frauen in ihren Einrichtungen zu fungieren. Träger des von Bundesfrauenministerium geförderten Projekts war der Verein Weibernetz e.V. in Zusammenarbeit mit dem Verein Mensch zuerst – Netzwerk People First e.V. Dessen Mitglieder sind selbst von so genannter „Geistigen Behinderung“ betroffen, lehnen diesen Begriff aber ab und bevorzugen den Ausdruck „Menschen mit Lernschwierigkeiten“.
Dass sie häufig Opfer von Gewalt und sexualisierter Gewalt werden haben behinderte Frauen schon vor Jahrzehnten publik gemacht – doch interessiert hat das nur wenige. Eine aktuelle Studie der Universität Bielefeld offenbart erst jetzt das ganze Ausmaß der Gewalt.
Ich erinnere mich, dass ich mit Jana in Berlin war, als der Anruf kam. Seit einem Jahr waren wir sehr oft hier – so oft, dass es in der Kommune auf dem Land in Thüringen, wo wir eigentlich wohnten, gelegentlich schon schlechte Stimmung gab deswegen. Wir hatten uns bei einem Freund eingemietet – 100 Mark für eines der drei Zimmer seiner Wohnung im Hochpaterre direkt am U-Bahnhof. Es hatte kaum mehr als 10 Quadratmeter und lag zur Straße hinaus. Vom Bahnsteig der Hochbahn konnte man direkt in unser Bett sehen.
Im August 1987 erhielt der RIAS, der Sender der amerikanischen Militärverwaltung in Westberlin, den Text eines behinderten DDR-Bürgers, der die Eindrücke einer Reise in den Westsektor der Stadt schildert. Mondkalb dokumentiert eine leicht gekürzte Abschrift der Sendung.
Während des Nationalsozialismus wurden in Deutschland mehr als 200.000 Kranke und Behinderte ermordet. In beiden deutschen Staaten verlief die juristische Ahndung schleppend und die historische Erforschung langsam. Sie wurde in DDR und BRD von nur einigen wenigen ProtagonistInnen vorangetrieben. Viele der Täter blieben in beiden Staaten straffrei.
Gespräch mit Helmut Späthe über Psychiatrie in der DDR und das Gedenken an den nationalsozialistischen Kranken- und Behindertenmord.
Zwischen Februar und Mai diesen Jahres war das Bild „Tante Marianne“ von Gerhard Richter für einige Wochen in Berlin zu sehen. Das 120×130 cm große, in schwarz-weiß gehaltene Ölgemälde zeigt ein junges Mädchen, das an einem Wickeltisch steht und einen Säugling hält. Das Bild ist, für Richter typisch, eine extrem naturalistische Kopie einer fotografischen Vorlage, die allerdings verwischt und eigenartig unscharf erscheint. Das Bild zeigt Richters Tante, Marianne Schönfelder. Die zum Zeitpunkt des Entstehens der Fotografie 14-Jährige erkrankte einige Jahre später an Schizophrenie.
Redaktionsönologe Matthias Vernaldi rät: „Nicht nur guter Wein muss atmen! Gerade preiswertere Tropfen, unter 1,50 Euro pro Liter stellen manchmal nicht nur eine gustatorische, sondern auch eine olfaktorische Belastung dar. Deswegen sollte immer für eine gute Belüftung gesorgt werden.“
Inklusion ist wenn:
– ein Attentat auf Wolfgang Schäuble verübt wird,
– nicht jede/r entführte Deutsche gerettet wird,
– es keine Behindertenparkplätze mehr gibt,
– die Rollifahrer_innen den Obdachslosen das Kleingeld reichen.
– wenn auch Rollstuhlfahrer_innen früh auf den Beinen sind (um Standup-Comedy machen)
Wer stand nicht schon mal vor dem Problem, keine Ahnung zu haben? Und gleichzeitig alles richtig machen zu wollen… Eine kleine Broschüre schafft Abhilfe, wenigstens für den Bereich Barrierefreiheit.
Die Gleichheit aller Menschen bedeutete in „real existierenden Sozialismus“ der DDR soziale Gerechtigkeit, das Recht auf Arbeit, auf Bildung, auf Wohnung – bedeutete soziale Sicherheit. So hörten und lasen wir es jedenfalls fast täglich. Heute – seitdem wir uns im Dschungel der westlichen Lebensart zurechtfinden müssen – fehlt uns auf diese Sicherheit.
Problematisch war, dass offiziell alles so dargestellt worden war, als ob die Probleme bereits gelöst seien. Wenn von der Einweihung einiger behindertengerechte Wohnungen berichtet wurde, waren so, als ob damit alle Wohnungsfragen für Menschen mit Behinderungen schon gelöst seien.
Petra Stephan ist Mitgründerin des Berliner Zentrums für Selbstbestimmtes Leben (BZSL) und Dozentin am Institut für Medizinische Psychologie an der Charité. Im Interview mit mondkalb berichtet sie über Behindertenpolitik und Medizin in Ost und West.